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Aus: Buddhismus Heute Nr. 8, ( 1992)

Rechungpas Leben - Teil 2

Von Paul Waibl

Rechungpa in Zentraltibet

Rechungpa verließ Milarepa und machte sich auf den Weg nach Zentraltibet, ohne sich noch einmal umzudrehen. Um seinen Schüler zu testen, manifestierte Milarepa sieben Räuber, die Rechungpa auflauerten und drohten, ihn auszurauben und zu töten. Da erinnerte sich Rechungpa plötzlich daran, daß er vergessen hatte, Milarepas Anweisungen korrekt zu befolgen: Er hatte die Verbeugungen nicht gemacht und seine Höhle nicht umschritten.
Er dachte bei sich, daß deswegen wohl dieses Hindernis entstanden sei. In dieser bedrohlichen Lage wußte er sich nicht anders zu helfen, als die Augen zu schließen, auf Milarepa oberhalb seines Kopfes zu meditieren und zu ihm zu beten. Als er die Augen wieder öffnete, sah er statt der sieben Räuber sieben Yogis, die ihn fragten: »Wer bist Du, woher kommst Du, wer ist Dein Lehrer, was praktizierst Du?« Rechungpa dachte, daß die Yogis sicher Ausstrahlungen von Milarepa sein müßten und beantwortete ihre Fragen in einem Lied. Darauf wurden die Yogis zu Milarepa, und dieser lobte Rechungpa als einen Schüler, der wirklich fähig sei, seine Bände zu halten. Nach dieser Begegnung zog Rechungpa weiter nach Zentraltibet. Unterwegs meditierte er eine Woche lang in einer Höhle, in der Guru Rinpoche praktiziert hatte, um eine Verbindung mit dessen Segen herzustellen. Danach ging er nach Lhasa, wo er eine Frau von einer schweren Krankheit heilte. Als Dank dafür bekam er getrocknetes Fleisch als Opferung. Als die Leute mitbekamen, daß er das Fleisch an Milarepa weitergeben wollte, opferten sie ihm noch viel mehr. Milarepa hielt sich zu dieser Zeit in Nanyang auf und erzählte seinen Schülern, daß Rechungpa bald mit einem großen Geschenk für ihn zurückkehren würde. Nach drei Tagen kam Rechungpa, opferte alles, was er selbst bekommen hatte, und gemeinsam feierten sie eine Tsok-Puja.

Bald darauf machte er sich wieder auf den Weg. Milarepa begleitete Rechungpa ein Stück und riet ihm, von anderen Lehrern Belehrungen zu nehmen, falls diese tiefgründig seien. Er sagte ihm auch, er solle ins Yarlung-Tal zu einem Berg gehen, der aussieht wie Reisblätter. Dort könne er vielen Leuten nutzen. Er prophezeite ihm aber auch ein Hindernis.

Unterwegs kam Rechungpa in ein Wirtshaus. Voller Mitgefühl für die Gäste dort, die vollkommen in ihre Probleme und Arbeiten verstrickt waren, sang er ein Lied für sie über den kostbaren Menschenkörper. Bei dieser Gelegenheit wurde ein junger Mann mit Namen Rinchen Drak sein Schüler, und dieser zog mit Rechungpa weiter. Sie reisten zuerst nach Lhasa, wo sie von einem nepalesischen Meister Mahamudra-Belehrungen bekamen, und danach zogen sie ins Yarlung-Tal. Dort kamen sie zum Palast des lokalen Herrschers und baten um Almosen. Lachi, die Tochter des Hauses, konnte Yogi-Bettler nicht ausstehen. Sie öffnete die Tür und wollte sie beschimpfen. Doch als sie den schönen Rechungpa sah, verflog ihr Zorn in einem Augenblick und anstatt die Yogis wegzujagen, lud sie in ihr Haus ein. Rechungpa stellte sich vor und Lachi führte ihn zu ihrem kranken Vater.

Durch Rechungpas Segen wurde dieser sehr schnell gesund und entwickelte tiefes Vertrauen und Dankbarkeit ihm gegenüber. Er bat ihn zu bleiben und opferte ihm seinen Palast, seine Macht und seine Tochter. Rechungpa blieb an dieser Stelle und wurde bald sehr berühmt. Viele Leute kamen zu ihm, um Belehrungen zu empfangen, und er erhielt viele Opferungen. Zusammen mit seinem Schüler Rinchen Drak traf er den nepalesischen Meister Asu, und sie bekamen Mahamudra-Belehrungen aus der Tradition von Saraha und Maitripa. Danach gingen sie nach Lhasa. Dort wurde er von vielen Leuten um Belehrungen gebeten, was dazu führte, daß einige Mönche eifersüchtig auf ihn wurden. Sie sagten: »Er hat keine Mönchsgelübde wie wir, darum sollten die Leute auch keine Belehrungen von ihm nehmen.« Rechungpa erwiderte: »So laufen Leute ohne Gelübde« und ging über Wasser. Dann ging er durch Mauern von Häusern und sagte: »Ich schlafe im Zustand vollkommener Unbewußtheit, und so gehe ich in Häuser ein und aus.« Nachdem Rechungpa diese Wunder gezeigt hatte, entwickelten die Mönche starkes Vertrauen zu ihm und wurden seine Schüler.

Von Lhasa aus besuchte Rechungpa einige besonders heilige Stellen, praktizierte dort, und viele Yogis kamen, um von ihm Belehrungen zu empfangen.

Danach ging Rechungpa nach Südtibet und traf dort auch Tsurton Wangje Dorje, der einer der vier Hauptschüler Marpas war. Von diesem bekam Rechungpa Belehrungen über die fünf Stufen des Guhyasamaja, durch die man fähig wird, die subtilen Energiewinde zu kontrollieren. Aber Rechungpa war von diesen Belehrungen nicht so beeindruckt, da er fand, daß Milarepas Erklärungen bedeutender seien. Darauf fragte ihn Tsurton Wangje Dorje nach seinen Erfahrungen. Um seine Verwirklichung von Milarepas Belehrungen zu demonstrieren, hielt Rechungpa die Energiewinde und schwebte in der Luft. Danach hielt er die Erd-Energiewinde und sank bis zum Oberkörper in den Boden. Während er diese Wunder zeigte, sang er Lieder, in welchen er Milarepas Qualitäten pries.

Tsurton war tief beeindruckt und glücklich über Rechungpa, und dieser gab den Mönchen dort Belehrungen über Tummo. Danach kehrte er nach Yarlung zurück. Der Herrscher von Yarlung baute für Rechungpa eine Stelle, die »Rechungpuk« genannt wurde, und viele Leute kamen dorthin, um Belehrungen zu empfangen.

Einmal bekam Rechungpa von einem alten Paar einen sehr schönen und kostbaren Türkis geschenkt. Lachi, die Tochter des Herrschers, sah dies, und ihr gefiel der Türkis außerordentlich. Sie hoffte, daß Rechungpa ihn ihr schenken würde und entwickelte große Anhaftung an den Stein. Milarepa manifestierte sich in der Form eines Bettlers, der zu Rechungpa kam und ihn um Almosen bat. Dieser gab ihm den kostbaren Türkis. Als Lachi mitbekam, daß Rechungpa den Stein einem Bettler gegeben hatte, wurde sie sehr zornig, beschimpfte Rechungpa und behandelte ihn sehr schlecht. Ihr Verhalten führte dazu, daß Rechungpa sich entschloß, zu Milarepa zurückzukehren. Er sagte: »Ich habe einen großen Fehler gemacht. Ich verließ die Berge und ging in eine Stadt. Ich verließ meinen Lama und lebte mit einem Herrscher zusammen. Ich zog meine Baumwollkleider aus und fing an, Kleidung, wie bedeutende Leute sie haben, zu tragen. Ich verließ meine Dharmabrüder und -schwestern und lebte mit Ministern und Beamten zusammen. Ich werde diesen Fehler nicht noch einmal machen.«

Als er wegging, benutzte Rechungpa seine Siddhis der schnellen Fortbewegung. Er hielt den Atem und bewegte sich mit großer Geschwindigkeit das Yarlung-Tal hinunter bis an die Stelle, wo der Yarlungfluß in den Tsangpofluß einmündet. Dort bat er einen der Fährmänner, übergesetzt zu werden. Wegen einer Person wollte dieser jedoch nicht fahren. Rechungpa wollte jedoch nicht warten. Er zog sein Baumwollgewand aus, legte es auf das Wasser, benutzte seinen Stab als Paddel und ruderte so über den Fluß. Als der Fährmann dies sah, entstand tiefes Vertrauen in ihm, und er wurde Rechungpas Schüler. Unterwegs bekam Rechungpa getrocknetes Fleisch geschenkt, das er Milarepa opfern wollte.

Milarepa sah in seiner Hellsicht, daß Rechungpa auf dem Weg zu ihm war und sagte zu seinen Schülern: »Rechungpa wird bald kommen, und er bringt ein so großes Geschenk mit, daß es nicht einmal ins Tal paßt.«

Als Rechungpa ankam, opferte er all das getrocknete Fleisch Milarepa und seinen Dharmageschwistern, und sie hielten zusammen eine Tsok-Puja ab. Einer der Schüler Milarepas erkundigte sich nach dem Geschenk, vom dem Milarepa gesprochen hatte. Dieser sagte, daß er damit das Fleisch gemeint habe und mit dem Tal ihren Magen. Milarepa gab dann die Einweihung auf »Höchste Freude« (Khorlo Demtschog) und sagte, daß alle, die daran teilnehmen würden, eine Opferung machen sollten - außer Rechungpa. Dieser war darüber etwas verwundert und fragte sich, ob er wohl irgendetwas verkehrt gemacht habe. Als er dann aber zur Einweihung kam, sah er in der Mitte des Mandalas den schönen Türkis, den er damals dem Bettler gegeben hatte, was dann schließlich dazu führte, daß er Lachi verließ. Mit einem Mal wurde ihm klar, daß der Bettler eine Ausstrahlung Milarepas gewesen war und ihn so von einem Hindernis für seine Praxis befreit hatte.

Riesige Dankbarkeit und Vertrauen stiegen in ihm auf und Milarepa sagte zu ihm, daß der Türkis Rechungpa geschadet hätte, wenn er ihn nicht voller Mitgefühl gegeben hätte. Er sang dann ein Lied darüber, daß es keinen Unterschied mache, ob man einem Bettler etwas gebe oder ihm, Milarepa, Opferungen mache.

Nach diesem Ereignis blieb Rechungpa bei Milarepa und praktizierte weiter in dessen Nähe. In seinen Träumen hatte er viele Zeichen, die zeigten, daß er hohe Verwirklichung erlangt hatte. Einmal zog er im Traum seine Kleider aus, wusch seinen Körper mit Wasser, wurde dann zu einem Vogel, der davonflog und auf einem Baum landete. Dann sah er einen Spiegel und blickte hinein.

Milarepa deutete diesen Traum folgendermaßen: Das Ausziehen der Kleider zeige die Freiheit von Begierden, das Waschen des Körpers Reinigung. Daß er ein Vogel wird, beziehe sich auf Liebe und Mitgefühl, die beiden Flügel beziehen sich auf die beiden Ansammlungen von Verdienst und Weisheit. Das Fliegen auf den Baum enthülle, daß Rechungpa im Bodhibaum sitzen werde, und der Spiegel bedeute die Offenbarung durch die Dakinis.

In einem anderen Traum setzte sich Rechungpa ein Juwel auf den Kopf und trug eine schöne Robe. Dann blickte er in einen fleckenlosen Spiegel. In der rechten Hand hielt er einen Diamant, in der linken Hand eine Schädelschale voller Blut. Er saß in vollem Lotussitz. Von seinem Rücken strömten Lichtstrahlen aus, und Feuer schlug aus seinem Körper. Vor sich sah er eine Quelle entstehen und Sonne und Mond schienen von seinem Herzen. Zu seiner Linken standen Männer und Frauen in gleicher Zahl. Zu seiner Rechten hütete ein Kind eine Ziege, die dann zu ganz vielen wurde. Milarepa erklärte Rechungpa, das Juwel bedeute, daß er immer an seinen Lama denken solle. Die weiße Robe sei ein Hinweis auf die Kagyü-Linie.

In den Spiegel zu blicken, beziehe sich auf die Belehrungen, die einem direkt die Natur des Geistes zeigen. Der Vajra symbolisiere die Zerstörung aller abschweifenden Gedanken, die Schädelschale die Erfahrung der Einheit von Freude und Leerheit, der Lotus das Freisein von allen Fehlern. Die überkreuzten Beine seien ein Zeichen dafür, daß Rechungpa lange im Samadhi verweilen werde. Das Licht, das von seinem Rücken ausstrahle, drücke seine Verwirklichung aus. Die Quelle vor ihm, daß er Zeichen und Erfahrungen haben werde. Das Feuer sei die Hitze seiner Tummo-Meditation. Sonne und Mond seien Beweise seiner Erleuchtung. Die Männer und Frauen an seiner Linken bedeuteten, daß ihn Dakas und Dakinis willkommen heißen werden. Das Zicklein, daß er seine Schüler schützen werde, und daß es viele werden, prophezeie die Verbreitung der Kagyü-Linie. Schließlich sagte Milarepa zu Rechungpa, daß dessen Verwirklichung so tief sei, daß er ihn verlassen und zum Wohl der Wesen arbeiten solle. Aber diesmal wollte Rechungpa seinen Lama nicht mehr verlassen. Milarepa bestand jedoch darauf. Er gab Rechungpa noch sehr tiefgründige, zusätzliche Unterweisungen und etwas Gold. Dann prophezeite er ihm, daß er viele Schüler haben werde, die direkt, ohne ihren Körper zu verlassen, in die reinen Länder gehen werden und daß eine Ausstrahlung von Tilopa kommen und ebenfalls sein Schüler werden würde. Er riet ihm, nicht zu lange an einem Ort zu bleiben und den Wesen durch seine Praxis an vielen heiligen Stellen zu helfen.

Rechungpa ging zuerst nach Yerpa zu einer Höhle, die Mondhöhle genannt wurde und wo Guru Rinpoche und dessen Schüler praktiziert hatten. Dorthin kamen viele Schüler, um von Rechungpa die Hevajra-Einweihung zu empfangen. Während der Einweihung hatten die meisten starke Erlebnisse. Einige sahen direkt das Mandala und sahen auch Blumen vom Himmel fallen. Manche sahen Rechungpa in der Form des Yidam und hörten Musik.

Mit fünfzehn seiner Schüler ging Rechungpa nach Samye, dem ersten Kloster, das in Tibet gebaut wurde. Der Abt dort, Taktor Yeshe, hatte keine gute Meinung von Rechungpa und seinem Gefolge und wollte sie nicht ins Kloster lassen. Um ihn zu zähmen, flog Rechungpa dreimal um den Tempel und landete dann auf dem Dach. Währenddessen öffneten sich die Türen von selbst und alle hörten Musik. Rechungpa manifestierte verschiedene Formen von sich im Raum, die in verschiedene Richtungen gingen und Lieder sangen. Dann lösten sie sich alle auf, und Regenbögen bildeten ein Dach über Samye. Darauf sammelten sie sich und erstreckten sich in die Richtung von Chimpu. Als die Leute dorthin kamen, sahen sie Rechungpa unter einem Baum sitzen und meditieren. Takdor Yeshe bat Rechungpa um Verzeihung und wurde sein Schüler. Von Samye ging Rechungpa nach Zangri, dem Sitz von Machig Labdrön, wo er um Belehrungen gebeten wurde. Dort hatte er Visionen von den drei großen Bodhisattvas und von Guru Rinpoche.

Später ging er an eine einsame Stelle, um zu praktizieren. Während dieser Zeit hatte er eine Vision von Dorje Chang, der von indischen Mahasiddhas umgeben war. Durch diese Vision vertiefte sich seine Meditation, und er erlebte riesige Freude.

In Übereinstimmung mit Milarepas Prophezeihung ging Rechungpa wieder ins Yarlung-Tal zu dem Berg Yarla Shampo, der aussieht wie eine Kapala. Diese Stelle steht in Verbindung mit dem Buddhaaspekt »Höchste Freude«. Als Rechungpa dort praktizierte, hatte er eine Vision von Tipupa, der Knochenornamente trug und von Dakinis umgeben war. Tipupa erklärte ihm, daß er bestimmte tiefgründige Belehrungen verstecken solle, da gerade jetzt niemand sie verstehen könne. Dies tat Rechungpa in Südtibet in einer Schlucht. Dabei hatte er eine Vision von Vajrapani in der Form eines Garuda. An dieser Stelle lebte eine lokale Gottheit. Ihr gab Rechungpa den Auftrag, die Belehrungen für sieben Generationen zu bewachen. Dann würde ein Yogi mit dem Namen Lorepa kommen. Er solle diese Belehrungen erhalten.

Der Herrscher von Yarlung, bei dem Rechungpa früher zu Gast gewesen war und dessen Tochter Lachi sich so schlecht benommen hatte, bestrafte damals seine Tochter, indem er sie dem erstbesten Mann zur Frau gab. Unglücklicherweise war dies ein leprakranker Bettler. Mit diesem mußte sie fortziehen. Sie hatte eine sehr harte Zeit und erkrankte schließlich selbst an Lepra. Als sie einige Lamas um Rat fragte, sagte einer zu ihr: »Du mußt dein Band zu einem sehr besonderen Lehrer gebrochen haben. Das Beste ist, ihn zu treffen und alles vor ihm zu bereuen. Wenn das nicht möglich ist, meditiere auf Vajrapani; geht das auch nicht, geh zu einer Stelle, die Nyalung heißt, und umschreite dort die Stupa.«

Lachi beschloß, Rechungpa zu treffen. Sie hoffte auch, von ihm die Einweihung auf Vajrapani zu bekommen. Sie hörte, daß er sich bei Yarla Shampo aufhalten würde. Rechungpa war jedoch schon weiter gezogen. Sie war sehr unglücklich darüber, ihn nicht treffen zu können und ging nach Nyalung zu der Stupa. Dort erfuhr sie, daß Rechungpa sich in Loro aufhielt und machte sich auf den Weg. Währenddessen gab Rechungpa Belehrungen in einer Höhle und erzählte seinen Schülern, daß eine Frau auf dem Weg zu ihm sei, die ihr Gelübde gebrochen hätte. Um sie von ihrem schlechten Karma zu reinigen, sollten sie sie schlecht behandeln und Staub und Erde auf sie werfen. Als Lachi ankam, traf sie zuerst Rinchen Drak, der mit Rechungpa im Palast ihres Vaters gelebt hatte, und bat ihn um Hilfe. Alle anderen behandelten sie so wie Rechungpa sie angewiesen hatte. Rinchen Drak bat für sie bei seinem Lehrer um eine Audienz. Rechungpa weigerte sich aber, sie zu treffen. Er ließ ihr etwas Gold und Türkise geben. Lachi wollte sie aber nicht annehmen und drohte damit, sich umzubringen, falls Rechungpa sie nicht sehen wolle und sie ihn nicht um Vergebung bitten dürfe. Rinchen Drak ging wieder zu Rechungpa und versuchte zu vermitteln. Dieser sagte, wenn sie sich wirklich reinigen wolle. solle sie »Diamant-Geist-« (Dorje Sempa) -Mantras rezitieren, sowie eine Stupa und eine Buddhastatue herstellen lassen. Dann würde sie fähig sein zu bereuen. Lachi handelte entsprechend, und nachdem sie all das getan hatte, konnte sie Rechungpa treffen. Er gab ihr von dem Gold, das Milarepa ihm gegeben hatte, und sagte zu ihr, daß sie davon mehr Stupas und Buddhastatuen machen lassen solle, um die negativen Handlungen des Körpers zu reinigen. Sie solle Mantras schreiben lassen, um ihre Rede zu reinigen und Tsatsas herstellen lassen, um ihren Geist zu reinigen. Danach könne sie Belehrungen erhalten. Lachi befolgte diese Anweisungen, und sie und ihr Mann erhielten daraufhin von Rechungpa die Einweihung auf »Diamant in der Hand« (Vajrapani). Durch diese Praxis wurden beide geheilt, und nach einigen Jahren erlangte Lachi große Verwirklichung.

Rechungpa hatte noch viele weitere bedeutende Schüler, die seine Linie fortsetzten. Auch der erste Karmapa, Dusum Khyenpa, erhielt von Rechungpa in Lhasa Belehrungen über »Höchste Freude« und über die sechs Lehren von Naropa. Sein Hauptlinienhalter war Khyungtsampa, der die Linie dann an die Yogini Machig Ongjo weitergab.

»...vertiefte sich in seine Meditation und erlebte riesige Freude«

Rechungpa starb im Alter von 78 Jahren (ca. 1160).
 

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