"Das eigentliche Hindernis sind die eigenen Gewohnheiten"17. Gyalwa Karmapa Trinle Thaye Dorje
aus der amerikanisch-buddhistischen Zeitschrift "Tricycle"
Im Diamantweg-Buddhismus benötigt man für die meisten Übungen, die mit der Vergegenwärtigung von Buddha-Aspekten arbeiten, zuvor eine rituelle Ermächtigung. Die spirituellen Lehrer geben sie den Praktizierenden mit dem Ziel, sie auf mehreren Ebenen mit der Weisheitsenergie des Lehrers und den Meditationsbuddhas in Verbindung zu bringen. Eine solche Ermächtigung dient dazu, Verständnis und Geistesruhe zu erlangen. Dazu gehört auch, dass man Zuflucht nimmt, den Erleuchtungsgeist erzeugt und die Reine Sicht entwickelt, denn sie ist möglich! Reinigung ist möglich. Zuerst einmal müssen wir aber mit dem anfangen zu arbeiten, was wir schon haben, und das ist zu diesem Zeitpunkt gerade unsere Identifikation mit "Ich" und "Du" und "Wir". Sie ist weder gut noch schlecht und auch nichts Festes, sie ist einfach da und erlebbar, weil sich alles gegenseitig bedingt. Sie ist nicht mehr als das. Um Verdienst und Weisheit aufzubauen, nehmen wir zum erleuchteten Zustand des Geistes Zuflucht: zu Buddha; zum Weg selbst, dem Dharma; zu den Wegweisern, den Bodhisattvas. Auf dieser Grundlage können wir Verdienst und Weisheit aufbauen und zur gleichen Zeit Verständnis entwickeln. Zurzeit haben wir also diese Erfahrung einer Identität, eines "Ichs", aber wir geben uns mit diesem gewöhnlichen Zustand nicht einfach zufrieden. Durch die mit der Ermächtigung und der Praxis gewonnenen Reinen Sicht ist unser Geisteszustand echtes Mitgefühl und wir sind eine Verkörperung von sowohl Mitgefühl als auch Weisheit. Wir haben zu jeder Zeit die Haltung, nützlich sein zu wollen und die Mittel dazu, nämlich die Weisheit, jede Situation nützlich zu machen. Auch wenn uns das alles klar ist, klingt der Name dieser Einweihung heute – Vajrapani, Hayagriwa und der "Phoenix" Garuda – sehr ungewöhnlich, fantastisch und exotisch, nach etwas weit Entferntem. Damit es etwas verständlicher wird, machen wir uns klar, dass es darum geht, Hindernisse zu entfernen. Wir können vielleicht sogar Hinweise darauf bekommen, wenn wir mit Google oder in Wikipedia danach suchen Was hat es mit diesen Hindernissen auf sich? Leben sie irgendwo da draußen als Geister oder Kräfte oder – wie die erwähnte Google-Suche ergeben kann – in der Form von Nagas oder Dämonen, Maras? Man kann es ganz einfach halten und sehen: Wenn das aber zu kompliziert ist und das Hören all dieser Dinge einem Kopfschmerz bereitet, konzentriert euch einfach darauf, zum Buddha Zuflucht zu nehmen, in Dharma und Sangha, und darauf, den Erleuchtungsgeist zu entwickeln. Ich bitte euch, während der Ermächtigung entweder das im Geiste zu halten, was ich gerade erklärt habe, oder lasst den Geist einfach in einem ruhigen und friedlichen Zustand ruhen. Entwickelt einfach die Motivation, anderen nutzen zu wollen. Wir danken Tricycle für die freundliche Genehmigung für den Abdruck der Übersetzung. 17. Karmapa TRINLE THAYE DORJE Karmapa verkörpert die Tatkraft aller Buddhas und ist das Oberhaupt der Karma-Kagyü-Linie des Diamantweg-Buddhismus. Der Karmapa gilt als der erste bewusst wiedergeborene Lama Tibets – so war ein Schüler des 4. Karmapa der Lehrer des 1. Dalai Lama. Bis heute gab es 17 Inkarnationen dieses "Königs der Yogis von Tibet". Der 16. Karmapa floh 1959 aufgrund der chinesischen Besetzung aus Tibet und sicherte von Sikkim/Indien aus das Weiterbestehen des Diamantweg-Buddhismus. 1981 starb er in der Nähe von Chicago. Der jetzige 17. Karmapa Trinle Thaye Dorje (geb. 1983) wurde von Shamar Rinpoche als authentische Inkarnation anerkannt. Shamar Rinpoche ist der zweithöchste Lehrer der Karma-Kagyü-Linie und für die Wiederauffindung Karmapas verantwortlich. Im Frühjahr 1994 konnte Karmapa im Alter von elf Jahren das chinesisch besetzte Tibet verlassen und in die Freiheit nach Indien gebracht werden. Seitdem lebt der Gyalwa Karmapa in Indien, wo er unter der Leitung von Shamar Rinpoche eine gründliche spirituelle Ausbildung absolviert hat. Diese deckte den gesamten Buddhismus in Theorie und Praxis ab. 2003 erhielt er den Titel eines Vidyadhara, der den formellen Abschluss seiner klösterlichen Ausbildung markiert. Daneben erhielt er auch eine moderne Ausbildung, die unter anderem die westliche Philosophie umfasst, und erlernte mehrere Fremdsprachen. Im Jahr 2000 besuchte der 17. Karmapa Thaye Dorje das erste Mal Deutschland. Der damals knapp 17-jährige Karmapa wurde von 6000 Schülern empfangen. Seitdem besucht er regelmäßig die westlichen Schüler und Zentren. Umgekehrt reisen Buddhisten aus aller Welt zu den traditionellen buddhistischen Ritualen, die der Karmapa in Asien leitet. Karmapa fühlt sich der westlichen Welt eng verbunden und hält durch die Nutzung ihrer modernen Kommunikationsmittel engen Kontakt zu seinen Schülern. www.karmapa.org |
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