Die Bedeutung der SanghaVon Wolfgang PoierSonntagmorgen, ganz Europa liegt im wohlverdienten Erholungsschlaf. Da durchbricht schrilles Telefonklingeln die morgendliche Nachträumphase: "Kommt ihr zur Meditation?" "Äh, ja, natürlich." - Nach dem Genuss des gemeinsamen Meditierens rückt eine Funktion der Sangha klar ins Bewusstsein: Auch wenn man selbst einmal nicht die volle Motivation aufbringt, zusätzliche Energie in die Erleuchtungspraxis zu investieren - die Sangha erinnert einen daran. Die Bedeutung der Sangha, der buddhistischen Gemeinschaft, wird auch dann immer besonders erfahrbar, wenn wir hunderte Kilometer von eigenem Wohnort entfernt neu in das buddhistische Diamantweg-Zentrum einer anderen Stadt kommen und uns spontan zu Hause fühlen: Die Schwingung der Leute, die Meditation auf den 16. Karmapa, die Buddha-Statuen am Altar und Bilder von Lamas und Buddha-Aspekten im Meditationsraum, dann die gegenseitige Offenheit, die gemeinsamen Gespräche und die Späße und Geschichten, die erzählt werden - all das ist uns vertraut und wir fühlen uns wohl. Das ist sehr schön, wenn wir Nationen und Kontinente übergreifend mit Menschen Gemeinsamkeit verspüren, weil wir uns auf das gleiche Ziel ausrichten, auf höchste Erleuchtung zum Nutzen der Lebewesen, und damit auch die gleichen Qualitäten im Geist anstreben: Mitgefühl und Liebe, Freude und furchtlose Weisheit. Die Sangha hat aber noch viele darüber hinausgehende Bedeutungen. Über einige davon möchte ich im folgenden Artikel berichten. Höchste Sicht und Buddha-Aktivität als Ziele der Sangha Am Anfang eines Weges stehen immer ein konkretes Ziel und die richtige Motivation. Als Diamantweg-Buddhisten zielen wir auf Befreiung und Erleuchtung zum Nutzen aller Lebewesen. Wir wollen uns in diesem Leben maximal entwickeln. Wir folgen damit dem Beispiel der verwirklichten Sangha, den Bodhisattvas, die - befreit - den Weg zur Erleuchtung zeigen. Sie erscheinen in allen Welten, um den Lebewesen dabei zu helfen, Glück und die Ursachen des Glückes zu erlangen und um die Natur des Geistes zu verwirklichen - zeitloses und dauerhaftes Glück. In der Sangha der Diamantweg-Zentren sammeln sich Menschen, die mit uns diese große Vision und diese Ziele teilen. Wir unterstützen uns gegenseitig darin, auf diesem Weg voranzuschreiten. Die Sangha ist dabei ein ideales Experimentierfeld, sich der zeitlosen Qualitäten, die die Natur eines jeden Lebewesens sind, bewusst zu werden. Die bloße Theorie - "Alle Lebewesen sind Buddhas, ob sie es schon erkannt haben oder nicht." - reicht da ja nicht: Wir brauchen die Meditation, die diese großartige Idee vom Kopf ins Herz bringt, sie zu einer umfassenden Erfahrung werden lässt, die als Buddha-Aktivität in die Welt hinein wirkt. Und wir brauchen auch die Sangha, mit der wir uns in dieser reinen Sicht üben können, in der wir die Theorie, die positiven buddhistischen Ideale, und die Erfahrung aus der Meditation mit der konkreten Wirklichkeit verbinden können. Buddhistische Praxis geschieht immer auf diesen zwei Ebenen, der Ansammlung von Verdienst und Weisheit: Wir üben uns in allen Lebenssituationen in der höchsten Sicht und handeln im konkreten Leben möglichst sinnvoll. Dies können wir am besten im Zusammenhang mit der Sangha trainieren. Die lokale Sangha Die wichtigste Aufgabe der Sangha in den Diamantweg-Zentren ist wohl, dass sie uns den Zugang zu unserer Buddha-Natur öffnet: Durch sie kommen wir mit buddhistischen Lehren und Methoden in Kontakt, wir sehen das Beispiel von Leuten, die mit ihrem Geist arbeiten und das höchste menschliche Ziel, Erleuchtung zum Nutzen der Lebewesen, erreichen wollen. Diamantweg-Buddhisten funktionieren zudem gut im praktischen Leben, oftmals besser als der Durchschnitt der Bevölkerung. Sie wissen, dass Erfolg in Ausbildung und im Beruf notwendig und sinnvoll ist, aber nicht der einzige Lebensinhalt sein kann. Welche Bedeutung hätte die eigene Existenz, würde man sie nur für das Erreichen bedingter und vergänglicher Ziele verwenden? Die Sangha steht somit für die Einheit von Mitgefühl und Weisheit, für die Verbindung von sinnvollem Verhalten in der Welt und der höchsten Sicht auf diese Welt. Unter Sangha können hier einige Freunde verstanden werden, die uns zum Dharma bringen, auf dem Weg begleiten und als Vorbild und Inspiration dienen. Sangha meint in diesem Zusammenhang auch das lokale Zentrum, das das buddhistische Angebot stellt und in dem wir uns zur gemeinsamen Meditation treffen. Im Zentrum kommen wir in Kontakt mit Buddhas Geist und dem Lama als Qualitäten, die wir selbst verwirklichen können. Die Meditation lässt dies zu einer konkreten Erfahrung werden. Die Sangha als reines Mandala Mitunter erscheint die Sangha der Diamantweg-Praktizierenden als ein reines Mandala, das sie ihrem Potenzial nach immer ist: Beispielsweise bei Kursen, wo sich oft Hunderte an die freudvolle Arbeit machen, die Infrastruktur für einen Kurs aufzubauen und den Kursteilnehmern die tolle Zeit für Meditation, für Begegnung mit anderen, für die Übertragung von Buddhas Lehren durch den Lama und für befreiende Erfahrung bereiten. In diesen Situationen, wenn der Segen Buddhas und des Lamas oft besonders intensiv erfahren wird, erscheint dann alles als reines Land, alle Wesen erscheinen als Buddhas, alles geschieht aus Überschuss und ist ein Ausdruck von höchster Freude, ist inspiriert vom Beispiel der Übertragungslinie und getragen von der gemeinsamen Ausrichtung, zum Nutzen der Lebewesen Erleuchtung zu erlangen. Die Sangha funktioniert dann oft wie ein perfektes Team: Alle arbeiten zusammen, jeder weiß, was er zu tun hat, und schätzt die Arbeit und den Einsatz der anderen. Unterschiedliche Qualitäten tragen hier zu einem gemeinsamen Ziel bei. Es gibt ja bei uns so viele Spezialistinnen und Spezialisten auf unterschiedlichsten Gebieten. Gerade bei Diamantweg-Kursen weiß man, dass man jede Person braucht und man ja auch für jede Person ermöglichen will, Verdienst und Weisheit durch die Arbeit für ein buddhistisches Kraftfeld anzusammeln. Bei buddhistischen Kursen sind die Energien der Buddhas, der Segen der Lamas und die Wünsche der Sangha besonders stark zu spüren. Aber als wiederholt erfahrener Segen stellt sich diese höchste Sicht der Sangha als "reines Mandala" nur deshalb ein, weil die Basis zuvor teilweise in mühsamer "Kleinarbeit" in den Zentren geschaffen wurde. Vom Maulwurf zum Adler Kommt man frisch ins Zentrum, denkt man vielleicht in Bahnen von charakteristischen Ego-Mustern so oder ähnlich: "Jetzt bin ich nicht nur intelligent, sondern auch spirituell, und außerdem weiß ich alles besser als die anderen. Die können froh sein, dass sie mich haben." Man verhält sich wie ein Einzelkämpfer, ein wenig wie ein Maulwurf, der allein die Erde durchwühlen muss. Dann versteht man im Laufe der Zeit, dass es sehr unterschiedliche Ansprüche an Zentren und Herausforderungen für die Sangha sogibt, und man wirklich (!) froh sein kann, nicht alles allein machen zu müssen. Es gibt genug Arbeit, auch haben andere auf gewissen Gebieten offensichtlich höhere Fähigkeiten. "Gemeinsam sind wir stärker", denkt man dann voller Dankbarkeit an die anderen. Und später: "Weil wir zusammengearbeitet haben, wurde der Zentrumsausbau möglich". Und noch einige Zeit später: "Wir haben nicht nur zusammengearbeitet, sondern in dieser schwierigen Phase auch zusammengehalten. Deshalb hat sich alles so toll entwickelt! Und deshalb haben auch wir uns selbst so gut entwickelt." Diese Erfahrungen und diese Sicht ermöglichen gemeinsame Höhenflüge, verbessern deutlich die individuelle Leistungsfähigkeit und verbinden alle Aktivitäten mit der Weisheit eines Adlers, der die Welt überblickt und sich in dieser frei bewegt. Meditation als Basis der Sangha Solche leuchtenden Beispiele der Zusammenarbeit und des Zusammenhaltens sind uns vielerorts geglückt und viele Diamantweg-Zentren in der ganzen Welt belegen dies. Bei uns selbst sind indessen mitunter auch schwierige Emotionen im eigenen System hochgestiegen und wir haben zeitweise starke Konzepte über andere mit uns herumgetragen. Dies ist völlig natürlich und die Arbeit mit solchen Emotionen und Konzepten tatsächlich ein wesentlicher Teil der buddhistischen Praxis. Ginge es im Zentrum aber nur um die jeweiligen Befindlichkeiten der Sangha-Mitglieder, würden viele bald die Lust an der Zusammenarbeit und an der gemeinsamen Entwicklung verlieren. Bei der Bewältigung und Transformation solcher Schwierigkeiten spielt die gemeinsame Meditation die wesentlichste Rolle: Denn in der Meditation lernen wir, zu diesen Konzepten und Emotionen Abstand zu gewinnen, sie als Ego-Illusion zu enttarnen und sich im Weisheitsraum des Geistes verflüchtigen zu lassen. Und wir nähern uns wieder einer unvoreingenommenen Sicht der anderen an. Mehr als das: wir trainieren, uns und die anderen auf der höchsten Ebene als Buddhas zu sehen. Mag sein, dass wir in dichten Zentrumssituationen gleich nach der Meditation wieder in die aktuell präsenten Gewohnheiten verfallen, dass wieder Konzepte über die anderen entstehen und sich Störgefühle daran anheften. Aber je öfter es uns gelingt, in der Meditation davon frei zu werden, desto mehr gewöhnt sich unser Geist daran und genießt die Freiheit und den Freiraum, die daraus entstehen. Und während wir so arbeiten, waren ja die anderen in der gleichen Weise aktiv, haben die Inspiration der Buddhas und des Lamas empfangen. Irgendwann ist es schließlich so, dass man sich um den Hals fällt und einfach glücklich ist, dass man diese Trips gemeinsam mit dem Segen der Buddhas überstanden und damit ohnehin schon produktiv am Weg zur Erleuchtung genutzt hat. Man entspannt sich, Reichtum und Dynamik des Geistes werden wirksam und die Qualitäten der anderen, allesamt Bodhisattvas, werden genossen. Diese Mitfreude lässt uns zudem an unseren Verdiensten und unserer Weisheit wechselseitig Anteil haben und der Stolz ist überwunden. Die Sangha als Arbeitsfeld im Alltag Sangha bedeutet "good vibrations", ein höheres Kraftfeld. Wir aktivieren diese Sangha-Energie durch das gemeinsame Meditieren, aber auch durch gemeinsame Projekte (zum Beispiel Zentrumsbauten), Unternehmungen (Partys, Skifahren und auch mal ins Kino gehen) und durch gemeinsamen Spaß. Bei allen Beziehungen ist es wohl so, dass man auf Dauer mehr als 50% Freude miteinander teilen muss, eine grundlegende Einstellungn des Sich-gegenseitig-Mögens, -Respektierens oder gar -Liebens mitbringen und auch die Bereitschaft haben soll, etwaige Hindernisse (solche wird es immer wieder geben) zu überwinden. Sonst hat die Beziehung auf Dauer keine Basis. Und bei der Sangha verhält es sich wohl ebenso. Sanghaprojekte: "Was kann ich geben?" Zuvor habe ich schon die besonderen Situationen bei Kursen geschildert, bei denen die bewusste Arbeit und die damit aktiv gemeinsam genützte Freizeit oft in hohem Maß eine Erfahrung von Segen ermöglichen. Diese Aktivität wäre ohne die andauernde Aufbauarbeit der Zentren nicht möglich, welche somit die Grundlage für alle großen "Glücksmomente" darstellt. Da Zentrumsarbeit oft näher am Alltag ist, ist sie aber oft auch ein bisschen anstrengender. Umso wichtiger ist für Sanghafreunde, die ein gemeinsames Ziel haben, sich immer wieder folgende Frage zu stellen: "Was kann ich geben?" Würde man, wie es häufig in unserer Welt geschieht, die Frage "Was kann ich bekommen?" voranstellen, wären wir weit vom Wachstum entfernt, welches in den Diamantweg-Zentren in den letzten drei Jahrzehnten sichtbar geworden ist. Die produktive und befreiende Frage nach dem eigenen Einsatz setzt freudvolle Energie frei und der Blickpunkt auf das Geben ermöglicht das Fließen von Buddha-Aktivität. Während wir angemessene Aufgaben übernehmen oder von Zentrumsverantwortlichen damit betraut werden, entspannen wir uns in die Aufgaben hinein. Aber keine Sorge, dass dies nur Schweiß und Arbeit bedeutet: Die entspannte, absichtlose Aktivität macht uns zugleich offen und der natürliche Ausgleich von Geben und Nehmen im Geist und der Welt führt immer wieder dazu, dass wir mit Glück und Freude beschenkt werden. Denn uneigennützige Arbeit für andere - und Zentrumsarbeit bedeutet letztlich nichts anderes - führt zum Aufbau sehr guter Eindrücke im eigenen Geist: Es ist das "Verdienst", von dem Buddha im Zusammenhang mit positiven Handlungen spricht. Für ein buddhistisches Mandala zu arbeiten bedeutet zugleich den Aufbau von Weisheit, weil wir in der völligen Konzentration auf die Arbeit und dem Verständnis, dass wir von den anderen letztlich nicht getrennt sind, Raum immer weniger als Trennung und immer mehr als etwas Verbindendes begreifen. Der gemeinsame Aufbau von Verdienst und Weisheit führt zu Erleuchtung: So können wir nachvollziehen, dass Zentrumsarbeit einem weiteren Durchgang in der Praxis der Grundübungen gleichzusetzen ist. Hindernisse in der Arbeit für die Sangha Bei aller Begeisterung für die Zentrumsarbeit, die uns in unserer Erleuchtungspraxis unterstützt, ist besonders für Neue in den Zentren wichtig zu wissen, dass die Sangha immer eine dynamische Gruppe ist. Das Maß, in dem man sich einbringen kann, ist abhängig vom Überschuss, den man hat. Die ganze Arbeit geschieht freiwillig und zum Nutzen der Lebewesen. Manchmal kann man selbst sehr viel geben, manchmal haben die anderen dabei die Nase vorn. Das kann ja auch von Aufgabe zu Aufgabe unterschiedlich sein. Zentrumsarbeit bedeutet also etwas anderes als die übliche Arbeit im Beruf. Dort zählen ja häufig die Position, die Qualität der Arbeit, die man ausüben darf, und damit in Zusammenhang auch der monatliche Gehaltszettel. Hilft einem bei beruflichen Schwierigkeiten mitunter die Erinnerung an die Notwendigkeit, sich eben irgendwie die täglichen Brötchen verdienen zu müssen, hinweg, verhält es sich bei Hindernissen im Zusammenhang mit Zentrumsarbeit etwas anderes. Da ist es wichtig, sich erstens immer wieder die Qualitäten der drei Juwelen und damit der Sangha ins Bewusstsein zu rufen und zweitens eben auch sich an gewisse Grundregeln zu halten. Den schon angeführten Qualitäten der Sangha hinzuzufügen wäre, dass sie wie ein Spiegel für das eigene Bewusstsein funktioniert. Wenn uns etwas an der Sangha oder ihren Mitgliedern missfällt, ist es zumindest möglich, dass wir Aspekte von uns selbst nicht mögen, dass die Störgefühle, die wir - wie üblich - mit so großem Selbstverständnis bei anderen bemerken in Wirklichkeit unsere eigenen sind; dass wir vor den Trips, die wir bei anderen wahrnehmen, oft selbst nicht völlig gefeit sind. Haben wir also alle Schwächen, die wir bei anderen erkennen und unter denen wir üblicherweise leiden, als möglichen Teil von uns selbst identifiziert, haben wir einen riesigen Schritt in Richtung Überwindung der eigenen Ego-Anhaftung getan. Denn während wir die anderen nicht ändern können (und dies ja auch ein wenig anmaßend wäre), können wir unsere eigenen Konzepte verändern und Störgefühle in Weisheiten umwandeln. Zu den Grundregeln, wie wir uns im Zusammenhang mit der Sangha verhalten sollen, könnte man einige Bücher voll mit Erklärungen und Methoden Buddhas füllen. Alles, was wir exemplarisch anhand dieser genialen Laborsituation der Sangha erfahren, ist buddhistische Praxis. Auf den unterschiedlichen Ebenen von Buddhas Lehren scheinen mir die im Folgenden angeführten Tipps besonders zielführend im Zusammenhang mit der Sangha. In Bezug auf die Rede geht es vor allem darum, Tratsch und Geschwätz über Sangha-Freunde weitgehend zu vermeiden. Positiv formuliert lassen sich die Ratschläge Buddhas zu den vier die Rede betreffenden positiven Handlungen so auf den Punkt bringen: "Den Stil bewahren" - Höflichkeit, Offenheit, Ehrlichkeit und Wertschätzung als gute Grundlagen in jeder Beziehung. In Bezug auf die sechs befreienden Handlungen (skt.: Paramitas) sind Großzügigkeit, Geduld sowie freudvolle Energie besonders hervorzuheben: Es kann manchmal ein bisschen dauern, bis alles richtig ins Fließen gekommen ist, aber dann ist es eine riesige Freude, etwas für andere zu bringen. Auf Diamantwegebene wäre zu betonen, dass die gemeinsame Meditation im höchsten Maße bedeutend ist und uns die "Vereinigung von sinnvollem Handeln und höchster Sicht" im Hier und Jetzt ermöglicht. Stolz und Eifersucht Um ein bisschen mitunter auftretenden Spielen des Ego vorzubeugen, kann man sagen, dass zwei Störgefühle im Zusammenhang mit Sanghaaktivität und Zentrumsarbeit besonders häufig sind: Stolz und Eifersucht. Diese beiden Störgefühle hängen hier nämlich davon ab, wie viel man geben kann: Wenn man viel einbringt, könnte Stolz die Folge sein. Gleichzeitig ist es auch anstrengend, viel für andere zu tun, und so könnte man zudem die Tendenz haben, diese anderen zu kritisieren. Schafft man wenig, kann dies zu Eifersucht führen, zu einem Minderwertigkeitsgefühl, das möglicherweise dazu führt, dass man die Leistungen der anderen heruntermacht, weil man ihnen diese verdiente Position im Zentrum nicht gönnt. Deswegen sollte man sich von Anfang an vornehmen, nach Möglichkeit frei von Hoffnung und Furcht zu geben: "Ist man frei von Erwartungen, ist jeder Augenblick ein Geschenk. Ist man darüber hinaus furchtlos, bietet jede Sekunde die Möglichkeit zur Entwicklung." Und zu verstehen, dass alle von allem profitieren. Mitfreude als Gegenmittel für Eifersucht lässt uns an den positiven Handlungen und Eindrücken der anderen Anteil haben und der einschließende Stolz, "Gemeinsam schaffen wir so vieles zu Nutzen von anderen!" überwindet alle Versuche des Ego, die eigenen Verdienste nur auf das eigenen Konto zu verbuchen und somit diese ozeangleichen positiven Eindrücke auf ein paar "Cent" zusammenschmelzen zu lassen. Einige Prinzipien für alle Fälle Liegt der Blickpunkt von allem, was wir tun, auf der Erfahrung der Raumklarheit des Geistes, arbeiten wir richtig. Wir tun das, was vor der Nase liegt und kommen damit in Schwung. Die schwierigen Gefühle, die in Zusammenhang mit unseren Aktivitäten auftauchen mögen, sind transformierbar. Wir erlangen auch die Geduld, die Früchte dann zu ernten, wenn sie reif sind. Alles hat seine Zeit, auch dass wir die Position innerhalb der Sangha bekommen, die uns entspricht. Mit einiger Ausdauer kommen wir in den Genuss von selbstverständlicher freudvoller Aktivität und erkennen dann auch, dass oft viel mehr möglich ist, als man gedacht hat: Alles ist möglich! Die Sangha ist Lamaenergie Die Sangha steht für den Lama bzw. Buddha und umgekehrt. Es ist also wichtig, die Sangha auf einer hohen Ebene zu sehen, will man den Segen von Buddha und vom Lama bekommen. "Sangha" stellt ja sogar eine buddhistische Zuflucht dar, und in gewisser Weise gilt dies nicht nur die verwirklichte Sangha der befreiten Wesen, sondern auch für die Sangha, wie wir sie in den Zentren finden. Alle Buddhas und verwirklichten Bodhisattvas waren einmal einfache Lebewesen und Menschen, hatten einen Lehrer und waren Teil einer Sangha. Die einzelnen Leute im Zentrum sind natürlich keine Zuflucht, weil ihr Geist noch auf und ab gehen kann. Und auch wenn wir nicht immer mit allen können und besondere Offenheit vor allem ein paar Sanghafreunden entgegenbringen, zu denen wir ein natürliches nahes Verhältnis haben: In den Meditationen ist die Gemeinschaft der Praktizierenden immer ein reines Mandala und in ihrer Gesamtheit kann die Sangha als Zuflucht betrachtet werden. Der Segen Buddhas und unserer Lamas wird von uns gehalten und weitergegeben. Wolfgang Poier |
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